Die Schloss- und Parkanlage in Gościeszyn zählt neben dem Schloss in Kórnik („Zamek w Kórniku“) zu den herausragenden Beispielen der englischen Neogotik in der heutigen Woiwodschaft Großpolen. Die monumentale Anlage mit Park und Nebengebäuden ist seit Ende der 1960er Jahre unter der Nummer 381/A als nationales Denkmal gelistet.
HISTORIE
Lokal wird das Herrenhaus als „Pałac Kurnatowskich“ bezeichnet, benannt nach der Familie Kurnatowski, die das ursprüngliche Gebäude aus dem 18. Jahrhundert zwischen 1904 und 1911 im neogotischen Stil repräsentativ umbauen ließ. Das fertiggestellte Schloss galt Anfang des 20. Jahrhunderts als eine der modernsten Residenzen in der preußischen Provinz Posen und war mit Zentralheizung, Elektrizität, modernen Badezimmern und Telefonen ausgestattet.
Die Familie Kurnatowski war nicht nur Großgrundbesitzer, sondern engagierte sich auch aktiv sozial: Während des Großpolnischen Aufstands richteten sie im Schloss ein Krankenhaus für verwundete Aktivisten ein, die sie persönlich versorgten. Zudem diente das Anwesen als zentrale Anlaufstelle für die Aufständischen.
In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich das Gut zu einem Treffpunkt für Künstler, Schriftsteller und die gesellschaftliche Elite der damaligen Zeit. Im Jahr 1936 gab der berühmte polnische Opernsänger Jan Kiepura eine Darbietung vom Balkon des Schlosses.
DAS SCHLOSS
Die Zufahrt zur ehemaligen Gutsanlage erfolgt durch ein imposantes Tor, das von zwei Säulen mit Löwenstatuen und einem Familienwappen geschmückt wird. Das Tor wird von einer eleganten dorischen Kolonnade umrahmt. Das Grundstück ist von einer repräsentativen Mauer aus dem Jahr 1913 eingefasst.
Das Schloss, gekrönt von einem umlaufenden Zinnenkranz, erstreckt sich über zwei Stockwerke und verfügt über drei Turmanbauten. Einer dieser Türme dient als Uhrenturm mit einer Aussichtsterrasse. Der Haupteingang führt durch einen Arkadenportikus, der mit einem Balkon im Obergeschoss und der lateinischen Inschrift „Ora et labora“ verziert ist.
Obwohl hier bis zum Jahr 2011 ein Kinderheim eingerichtet war und zu diesem Zweck 50 Zimmer abgetrennt wurden, ist ein großer Teil der orginalen Architektur und Ausstattung erhalten geblieben.
Herzstück im Erdgeschoss ist der große Festsaal mit einem steinernen Orchester-Balkon. Zudem sind kunstvoll gearbeitete Parkettböden, verzierte Fliesenböden, eine Bibliothek mit aufwendigen Stuckarbeiten, mehrere Salons sowie eine beeindruckende Holz-Wendeltreppe in der Eingangshalle erhalten. Die Holzfenster, die in den 1980er- und 1990er-Jahren erneuert wurden, befinden sich in einem guten Zustand. Auf der Gartenseite ergänzt ein weiterer Balkon die elegante Erscheinung des Gebäudes.
Das Schloss ist vollständig unterkellert. Im Untergeschoss befanden sich Wirtschaftsräume, Sanitäranlagen sowie eine Küche mit Lastenaufzug. Der Dachboden ist derzeit ungenutzt, jedoch isoliert und ausbaufähig. Der gepflegte Dachstuhl mit drei großen Schornsteinen befindet sich in gutem Zustand.
NEBENGEBÄUDE
Der dekorative ehemalige Reitstall im neoklassizistischen Stil mit Portikus beherbergt derzeit vier Wohnungen. Ursprünglich befand sich in der Gebäudemitte eine Sporthalle mit angrenzenden Sanitäranlagen. Der Dachboden bleibt ungenutzt, und das Gebäude ist teilweise unterkellert. Die Nutzfläche des ehemaligen Reitstalls beträgt insgesamt 470 m².
GRUNDSTÜCK UND PARK
Das Grundstück ist teilweise eingefriedet und umfasst eine Gesamtfläche von 10,66 Hektar.
Im historischen Park befinden sich Platanen, Eschen, Eichen, Ulmen und Schwarzerlen. Auf dem repräsentativen Innenhof vor dem Schloss steht eine markante Sommerlinde mit einem Stammumfang von 520 cm, die sich in zwei mächtige Äste teilt.
Der Park wird von malerischen Alleen eingerahmt: einer Lindenallee im Norden und einer Eichen-Linden-Allee im Süden. Entlang der östlichen Parkgrenze erstreckt sich eine vierreihige Lindenallee. Zusätzlich bereichert ein Teich das harmonische Gesamtbild des Schloss-Park-Ensembles.
Erschließung: Strom, Wasser und Kanalisation sind vorhanden.
NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN
Es liegt ein Architektenentwurf vor, der eine zukünftige Nutzung als Seniorenheim vorsieht. Darüber hinaus kommen ein medizinisches und therapeutisches Zentrum, ein Stiftungssitz oder andere Einrichtungen in Betracht.
Dank des Denkmalschutzstatus und der historischen Bedeutung des Objekts besteht die Möglichkeit, verschiedene Fördermittel für die Entwicklung des Geländes zu beantragen.
LAGE UND ENTFERNUNGEN
Gościeszyn ist ein kleines Dorf in der Region Großpolen im Landkreis Wolsztyn, südlich der großpolnischen Hauptstadt Posen. Die Bevölkerung beträgt etwa 400 Einwohner.
- Wolsztyn 7 km
- Posen/Poznań 70 km
- Zielona Góra 61 km
- Leszno 57 km
- Gubin (Grenze nach Deutschland) 123 km
Detaillierte Informationen und zusätzliche Unterlagen erhalten Sie gerne auf Anfrage.
Das Gebäude ist alarmgesichert. Wir bitten Sie, von unangekündigten Besichtigungen abzusehen und einen Termin mit uns zu vereinbaren.
